Gedanken zum Sonntag Kantate 02.05.21 von Pfr. Traugott Stein
Gedanken zum Monat Mai am Sonntag Kantate 2021 (T. Stein, Pfr.)
„Der Mai ist gekommen…“ – wie schön. Ja, und angesichts der sich offensichtlich und ‚Gott sei Dank‘ verändernden Natur, verbinden wir gerade mit diesem Monat bestimmte Hoffnungen und Erwartungen.
Die Natur erwacht und erblüht wieder. Das Leben, so könnten wir sagen, nimmt wieder einen neuen Anlauf. Unsere tiefe Sehnsucht nach Zukunft, nach Fortbestand unseres/des Lebens erfährt in diesen Tagen Bestätigung – von außen. Was kahl und scheinbar tot war, wird wieder grün und bunt und wächst. Schon in der Passionszeit und auch an Ostern haben wir uns an dem Bild vom Weizenkorn, das zunächst erstirbt und dann zu neuem Leben erwacht, orientiert. Auch die Natur wird dieses Jahr wieder zum Abbild von der immer neuen, lebendigen und lebensstiftenden Liebe Gottes. Halleluja!
Das tut besonders gut gerade jetzt in diesen Monaten, in denen wir, wenn auch schon seit letztem Jahr, aber doch neu vor grundsätzliche Lebens- und Sinnfragen gestellt werden. Dinge, die so selbstverständlich erschienen, dass wir uns kaum mehr Gedanken darum gemacht haben, sind in Frage gestellt. Die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, sich zu treffen, wann und wem ich will, die Freiheit, ob ich Rücksicht auf andere nehme oder nicht – all das steht inzwischen nicht mehr nur zur Diskussion, sondern es wird mir vorgeschrieben, wie ich mich zu verhalten habe.
Wir haben zwar schon immer unsere Verbundenheit und Solidarität in und mit „der Gesellschaft“ beschworen, aber jetzt steht sie echt auf dem Prüfstand.
Und schon erleben wir, wie in zugegebenermaßen schwierigen Zeiten, die einen sich in ihren Freiheitsrechten bevormundet fühlen und andere dazu auch noch rechts ausscheren und angeblich ‚querdenken‘ – dabei übersehen viele von ihnen, dass sie nur an sich denken und dass Meinungsfreiheit nach wie vor besteht. Vielleicht hat das aber mit einem Brett zu tun, das quer vor ihrem Kopf…
Wenn wir bemüht sind, nach Gottes Willen zu fragen, gerade auch in Krisenzeiten, dann kann uns der Monatsspruch für den Monat Mai Richtung geben:
ÖFFNE DEINEN MUND FÜR DEN STUMMEN, FÜR DAS RECHT ALLER SCHWACHEN. (Sprüche 31, 8)
Für das Recht der Schwachen eintreten, das wollen alle, die sich gewerkschaftlich verbinden und zur Maikundgebung auf die Straße gehen; das wollen all die Frauen und Männer, die sich in den verschiedenen Hilfsorganisationen weltweit engagieren, um Not zu lindern; das wollen Einsatzkräfte in den Flüchtlingslagern und in der Seenotrettung; das wollen Menschen, die sich gegen den Klimawandel stemmen; das wollen die Menschen in Caritas oder Diakonie, die sich für Menschen in Not einsetzen; das wollen Menschen, die in der Nachbarschaftshilfe tätig sind… Es gibt so viel aufzuzählen, wo Not gewendet und so viel zu hoffen, dass Not gelindert wird.
Wenn wir nicht spüren, dass uns die Katastrophen und die Schicksale dieser Welt, persönlich herausfordern und zu einer wie auch immer gearteten unterstützenden Tat herausfordern – gerade uns in unserer satten, westlichen Welt – dann müssen wir uns meiner Ansicht nach selbstkritisch fragen, ob wir noch auf Gott hören (wollen).
„Öffne deinen Mund“, vielleicht fällt es dem einen oder anderen schwer, die richtigen Worte zu finden. Es gibt aber so viele verschiedene Möglichkeiten, den Stummen, den Menschen ohne Stimme, den Entrechteten zu helfen. Es ist nur gut und richtig, wenn wir nach diesen Möglichkeiten suchen und sie in die Tat umsetzen.
Dann erfreut uns die wiederbelebte und erblühende Natur noch stärker – denn wir werden Teil vom liebevollen Schöpfungswillen Gottes für Natur, Tier und Mensch. Amen
Gebet: Gott, gib uns die Gnade, mit Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Amen
Segen: Der Herr segne und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sein dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und schenke dir Frieden. Amen