Gedanken zum Sonntag Quasimodogeniti 11.4.2021
Und nun – vorbei die Ostertage, ein paar Stunden Ruhe vielleicht, vergessen, aber jetzt, der Alltag greift wieder nach uns. Und – die gleichen Fragen, Probleme, Sorgen wie zuvor. Wie wird es weitergehen mit dieser Pandemie, wie wird sich unsere Gesellschaft entwickeln, wenn Entspannung eintreten wird, werden wir das Geschäft behalten, die Kneipe, müssen wir uns neuen Aufgaben stellen. Wie wird es weitergehen mit Schule, Abi, Ausbildung. Fragen über Fragen.
Für diesen Sonntag ist uns ein Bibeltext aus dem Johannes-Evangelium vorgeschlagen. Im 21. Kapitel in den Versen 1-14 heißt es:
Die Erscheinung Jesu am See von Tiberias1 Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. [1] 2 Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. 3 Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. 7 Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. 8 Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. 9 Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. 10 Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! 11 Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. 12 Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. 13 Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. 14 Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Sie waren zurückgekehrt, dort, wo alles angefangen hatte, Petrus, die Jünger, an den See Tiberias, und dort tun sie, was sie gelernt hatten. Fische fangen, jeder Handgriff sitzt, das Boot klarmachen, die Netze auswerfen, aber- wie enttäuschend, sie fangen nichts, die Netze bleiben leer, wie oft auch bei uns, man müht sich, man will ja, aber Erfolg? Und dann, mitten hinein in ihren Alltag, in die Mutlosigkeit, die Traurigkeit, das Erinnern hinein, werden sie noch einmal aufgefordert, die Netze auszuwerfen, wird es sich lohnen, da steht jemand da und macht noch mal Mut, sie wissen nicht, dass es Jesus ist, aber sie ziehen noch einmal los, hinaus auf den See, und dann, dann fangen sie so viele Fische, dass sie den Fang nicht ins Boot bekommen. Jetzt wird Petrus klar, dass es Jesus selbst ist, der ihnen Mut macht, dass die Botschaft von der Auferstehung stimmt. Sie kommen ans Land, und dort wartet etwas auf sie, ein Feuer, gebratene Fische, gegrilltes Brot, Zeichen, Hoffnungszeichen, dass es jetzt weitergeht, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist, sondern lebendig mitten unter ihnen. Bis hier und heute, und auch dann, wenn wir mutlos sind, am Ende unserer Kräfte, nichts mehr sehen, kann er uns begegnen, mitten im Alltag, in dem Mensch, der uns Mut macht, keinen besonderen Platz braucht. Jesus, er ist dabei, mitten im Alltag, mitten in den Sorgen, Nöten, und setzt damit seine Botschaft fort, dass Gottes Liebe den Menschen gilt, da, wo sie sind, wo sie leben und arbeiten, und lieben und trauern, und lachen und weinen. Was für eine Geschichte, bis hier und heute, durch all die Lebenszeiten, durch Höhen und Tiefen und immer mit der Botschaft: ich bin dein Gott, für dich, begleitend, tröstend, liebend. Das wir das immer wieder neu erleben, im Alltag, dort, wo wir sind, wünsche ich Ihnen allen von ganzem Herzen,
Amen
Günter Schäfer, Pfr.
Predigt zu Joh 12, 24, Sonntag Lätare („Freuet euch“)
Aus diesen kleinen Körnern kann so Großes entstehen. Zwar schmale, filigrane, lange Halme. Aber es können daran viele weitere Körner wachsen, die wiederum noch mehr hervorbringen.
"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht." (Johannes-Ev., Kap.12, Vers 24)
Jesus hebt das in seinem Wort vom Weizenkorn hervor, aber neben dem Werden betont er auch das Vergehen. Damit was Neues entsteht, muss etwas anderes sterben. Altes vergeht und neue Hoffnung keimt auf.
Ganz natürlicher Kreislauf, so denken wir.
Aber - vor der Freude kommt der Schmerz.
Vor der Erlösung kommt die Gefangennahme, kommt die Folter.
Vor der Auferstehung kommen die Grablegung und die Depression.
Wir wissen, dass wir aus einer Krise nur dann gestärkt hervor gehen, wenn wir sie annehmen – ihr uns stellen, wenn wir die Gründe suchen, was uns da umgehauen hat und wir nach neuen Ansätzen, nach neuen Wegen suchen. Bei der Krise, in der sich unsere Kirche befindet, geht es nicht um Leben und/oder Tod. Aber es geht auch um Werden und besonders auch um Vergehen.
Die Kirchenaustritte führen uns das deutlich vor Augen: da haben wir auch gehofft, dass wir Samen gepflanzt haben. Zusammen mit Eltern und anderen wollten wir in jungen Menschen etwas entstehen lassen, was wir Glauben nennen. Vertrauen in diese göttliche und liebevolle Menschenfreundlichkeit sollte entstehen und diese jungen Menschen sollten sich getragen und aufgehoben wissen. Selbstbewusst hab ich gedacht und gesagt, (m)ein engagierter Konfi-Unterricht wird das leisten können. Aber es stellt sich Ernüchterung ein: Austritt; keine Bindung; das sind natürlich nicht nur die jungen Menschen unter uns, die austreten. (Und sicher geschieht auch manch Hoffnungsvolles – das gilt es natürlich auch zu benennen.) Wir sehen und wir wissen das, und wir schließen die Augen nicht davor. Wir wissen auch, dass dieser „Mega-Trend der Bindungslosigkeit“ ein gesamtgesellschaftlicher Trend ist, der nicht nur Kirche trifft. Aber da erzähle ich nichts Neues.
Um im Bild zu bleiben: die Wurzeln, die aus dem Keimling, den wir religiöse Erziehung nennen, wuchsen, konnten oder wollten keinen Halt finden.
Und so schauen wir auf diese Krise, schauen, was los ist und stellen uns auf veränderte Bedingungen ein. Unsere Kirche, die Ev. Kirche in Hessen und Nassau, wird sich, entsprechend zu dieser Situation, verändern. Und wir werden uns von manch Vertrautem in unseren Gemeinden verabschieden müssen. Wir werden mehr über den Tellerrand unserer Gemeinden hinausschauen, werden teilen, werden manches schmerzlich aufgeben, werden nicht mehr alle Gebäude haben, werden kooperieren.
Mit tiefem Vertrauen in Gottes befreiende und begleitende Geistkraft können wir heute bereits die Zukunft unserer Kirche gestalten. Für mich ist das ein spannender, z.T. schmerzlicher aber eben auch hoffnungsvoller Prozess.
Als ich vor ein paar Tagen die äthiopische Familie, die bei uns im Kirchenasyl gelebt hat, zurück in das Erstaufnahmelager nach Gießen gebracht habe, da ist mir wieder die Krise, in der sich diese Familie befindet, etwas klarer geworden. Und als ich von dem Gelände dort an der Rödgener Straße in Gießen weggefahren bin, hab ich mich wieder gefragt: Welches Recht hab ich eigentlich, dass ich jetzt hier wegfahre kann? Und andere Menschen haben das Recht, sich frei zu bewegen, nicht? Die Antwort ist schnell da: es ist Glück. Reine Glückssache, dass ich hier geboren bin in Deutschland. Und andere haben Pech?
Ich weiß, wie unterschiedlich jetzt die Gedanken bei Ihnen zur Flüchtlings- und Asylthematik sind.
Aber eins weiß ich genau: Wer Menschen PERSÖNLICH kennenlernt, die auf der Flucht sind, der oder die wird einen anderen Blick auf Geflüchtete, deren Lebenssituation und die für uns scheinbar so selbstverständliche Sicherheit, die wir hier genießen, bekommen.
Gut, dass es bei uns das Menschrecht auf Asyl, das allen Menschen auf der Erde gilt, gibt und auch immer wieder umgesetzt wird. Gut, dass wir jetzt mit Phantasie und gutem Willen unsere Kirche neugestalten können. Gut, dass wir in der Krise nicht alleine sind, sondern uns auf andere und Gottes Geistkraft und Segen verlassen können. So scheint das Osterlicht schon heute durch das Dunkle hindurch. Amen
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Der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne. Amen
Gottes Segen sei mit uns allen!
Gedanken zum Sonntag Estomihi 2021
Gebet
Barmherziger, wir fühlen uns geborgen bei dir,
wie in einer Burg.
Unsere Lebenszeit liegt in deinen Händen.
Unsere Füße durchmessen den weiten Raum,
in den du uns stellst.
Dir immer auf der Spur.
Fröhlich, getröstet und zuversichtlich.
Schenke uns dafür deinen Geist.
Lass dein Wort in uns wirken.
Heute und allezeit.
Amen
Gedanken zum Sonntag Estomihi 2021
Liebe Gemeinde,
Am kommenden Mittwoch beginnt die Fastenzeit. Im Lied 420 aus unserem Gesangbuch heißt es dazu „Brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus. Such mit den Fertigen ein Ziel.“ Wir sollen uns nicht auf das konzentrieren, was wir besitzen oder anhäufen können. Sondern darauf, wo andere uns brauchen. Wenn wir das tun, bekommen wir wieder ein Gespür dafür, das, was uns umgibt ist ein Geschenk, ist nicht selbstverständlich. Es ist wertvoll und kostbar.
So war es bisher, so haben wir die Fastenzeit immer verstanden.
Ein paar Wochen Verzicht, um zu spüren, was wirklich wichtig sein kann im Leben. Aber nun sind wir ja fast 12 Monate am Fasten. Verzichten um der Gesundheit willen, bemühen uns Rücksicht zu nehmen. Halten uns an die gegebenen Grundsätze. Abstand halten, Maske aufsetzen, Distanz waren. Das fällt nicht immer leicht, viele stöhnen, gerade bei Eltern mit Kindern ist das zu spüren, aber auch viele ältere Menschen vermissen den Kontakt zu Kindern, Enkeln, Nachbarn. Wir müssen auf Freiheiten verzichten, die wir schon als selbstverständlich genommen haben, zu reisen, wohin wir wollen, auszugehen, wie lange und mit wem wir wollen. Manchmal möchte man einfach mal raus, sich wieder treffen, aber noch ist das nicht möglich.
Noch ist nicht genügend Impfstoff da, um für alle ein zeitnahes Angebot zu erstellen. Und so werden wir uns wohl noch auf einige Zeit einstellen müssen, die der Fastenzeit ähnlich ist.
Und die beginnt nun am kommenden Mittwoch. Brauchen wir die überhaupt noch, bei den vielen Dingen, die wir zurzeit eh nicht tun können.
Ich möchte Sie einladen, diese Zeit dennoch zu sehen und zu nutzen.
Und sich zu fragen, wie ist das denn eigentlich mit Gott und mir, welche Rolle spielt er in meinem Leben, wie ist meine Beziehung zu ihm, was erwarte ich und was hoffe ich und auf was vertraue ich eigentlich.
Mir haben die vergangenen Monate natürlich auch zugesetzt. Aber mir auch eine größere Klarheit gebracht, was brauch ich eigentlich zum Leben. Und mir ist deutlicher geworden, dass mein Leben in Gottes Hand ist und bleibt. Nicht nur in den Hoch-Zeiten des Lebens, sondern gerade dann, wenn ich nicht mehr weiterweiß, wenn ich mich Frage, wie es weitergehen wird. Ich habe gespürt, wie brüchig das Leben sein kann und wie sehr ich auf Gott und seine Liebe angewiesen bin. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass auch Sie diese Liebe Gottes empfinden und spüren und erleben können. Und vielleicht ist die Fastenzeit eine gute Gelegenheit, sich an Gott zu erinnern und ihn erneut zu suchen.
Ihr
Günter Schäfer, Pfr.
Fürbitte
Du, Gott, rufst uns durch deinen Sohn Jesus Christus in deine Nachfolge.
Durch seine Augen sehen wir klarer auf die Nöte unserer Welt.
So wollen wir dir ans Herz legen,
was wir sehen und was unser Herz schwer macht:
Die Einsamen,
die sich alleine durchs Leben schlagen müssen.
Die niemanden um Hilfe fragen mögen
oder immer wieder abgewiesen werden.
Die Enttäuschten,
die das Vertrauen in die Menschen verloren haben.
Gekränkt, verbittert, ohne Hoffnung.
Die, die sich mühen um die Erkrankten und Sterbenden, die Pflegerinnen und Pfleger, die Ärztinnen und Ärzte, die oft weiter über ihre Grenzen gehen, damit das Leben bleibt,
Die, die Entscheidungen treffen müssen und die sich mühen, dass das Leben wieder in die Bahnen kommt.
Die, die in Sorge sind um die Familien und sich selbst, um ihr Auskommen, ihren Beruf
Die, die am Ende Ihrer Kräfte sind, die schlaflos sich wälzen in der Sorge um die Zukunft
Sie und wir alle brauchen deine schützende Hand.
Sei bei uns heute und alle Tage. Lass Du uns nicht allein.
Amen.
Predigt zum Indiensonntag, 7.2.2021 (Sophia Schäfer)
Predigt zum Indiensonntag 2021 (Sophia Schäfer)
Gnade sei mit euch und Frieden von dem, der da war, der da ist und der da kommt. Amen.
Namoshkar! Ich habe mich sehr auf diesen Gottesdienst gefreut, Sie alle wiederzusehen, mit Ihnen zu beten, zu singen und zu feiern! Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, ja, ist ganz schön viel passiert. Und nun, tja, sehen wir uns online – aber wir feiern Gottesdienst. Also: Namoshkar, liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde der Indienpartnerschaft.
Hier in Lollar hat die Corona Krise ganz schön zugeschlagen. Es tut mir leid von den vielen Kranken, Erschöpften und Toten zu hören. […] Sie können sich vorstellen, dass auch die Menschen in Indien von Corona auch ganz schön gebeutelt sind. Besonders in den großen Städten haben Millionen Hilfsarbeiter ihre Arbeit verloren…
…gerade die Wanderarbeiter sind über hunderte und tausende Kilometer in ihre Dörfer zurück gelaufen, weil keine Busse mehr fuhren. Märsche der Schande wurden diese verzweifelten Heimkehrbewegungen teilweise genannt, weil Menschen dabei verhungerten und starben. Und wie war es in Krishna Godavari? Ich möchte Ihnen ein wenig von unseren indischen Partnern erzählen, ein bisschen updaten.
Sehr früh gab es dort schon im April 2020 online-Gottesdienste. Auch wenn Millionen von Menschen sofort im März ihre Arbeit verloren haben, besitzen doch so ziemlich alle Familien mindestens ein Smartphone. Die indische Regierung kümmert sich zwar nicht um Armut, Hunger oder Arbeitslosigkeit der Menschen – es gibt keine Sozialversicherung! - aber um das Internet. Das ist unfassbar billig und auch im letzten Slum noch gibt es überall 4G.
Auch der Bischof persönlich wandte sich an alle Gemeinden, betete für sie und bemühte sich um Trost und Hoffnung. Ostern war niemand in der Kirche, so wie hier auch nicht. Aber alle hingen am Handy und beteten, feierten in ihren Familien und blieben unter sich. Viele empfanden dies als tröstlich, wie sie sagen.
Kurze Zeit später, etwa ab April haben wir auch gemeinsam online Gottesdienste gefeiert, wir aus der Partnerschaft. Ich sage es Ihnen ehrlich: So nah waren wir uns mit den indischen Partnern ganz lange nicht!
Wir konnten uns ins Gesicht schauen, gemeinsam singen, beten und erzählen, wie es uns geht. Es wurden Spenden gesammelt und unsere Partnergemeinden begannen, Hilfspakete zu packen. Man muss sich das vor Augen führen: Dort gibt es kein Kurzarbeitergeld, kein Hartz IV, nicht einmal eine allgemeine Krankenversicherung. Wer wie so viele auf dem Bau arbeitete, in Geschäften oder Straßenständen, die Chai, Samosas oder Paan verkaufen – der hatte auf einmal nichts mehr. Nichts. Vielleicht konnten Verwandte aushelfen – aber wie lange? Die Kirchen verteilten also großflächig Hilfspakete.
Das tun sie seit April letzten Jahres ohne Unterbrechung.
Vielleicht erinnern Sie sich an den letzten Indiengottesdienst, das war tatsächlich kurz vor Corona. Da habe ich Ihnen erzählt, wie angespannt die politische Lage in Indien ist. Die Hindu-nationalistische Partei, die gerade an der Macht ist und alle religiösen Minderheiten benachteiligt, hat ihre Macht weiter ausbauen können. Schlimm sind nicht nur die extremen Schlägertrupps, die immer wieder Kirchen zerstören und Menschen in den Gemeinden Angst machen.
Schlimm sind auch zunehmende politische Entscheidungen, die es den Christen, aber auch den Muslimen sehr schwer machen, in Frieden zu leben. Ich möchte nicht alles wiederholen, Sie aber auf den neusten Stand bringen. Christentum und Islam werden als „ausländische Religion“ wahrgenommen, die nicht in einen Hindu-Staat passen. Es wurde ein Gesetz erlassen, dass es international arbeitenden NGOs in Indien, also Nicht-Regierungs-Organisationen und non-profit Gemeinschaften erschwert bis unmöglich macht, Gelder aus dem Ausland zu beziehen. Das heißt: hunderte, tausende Organisationen wie Unicef, Word Vision oder Brot für die Welt bekamen auf einen Schlag den Geldhahn aus dem Ausland zugedreht. Ab September 2020 spätestens waren alle ausländischen Konten abgeklemmt und viele Kirchen quasi pleite. Das traf auch viele Hilfsorganisationen. Amnesty International zum Beispiel hat alle Zelte in Indien abbrechen müssen, alle indischen Mitarbeiter vor Ort auf einen Schlag entlassen.
Aber auch die größten indischen theologischen Colleges, in denen Pfarrer und Pfarrerinnen ausgebildet werden, haben große Schwierigkeiten zu überleben. Und zuletzt kam die Corona-Krise dazu als Belastung für die Kirchengemeinden: es gibt keine Kirchensteuer in Indien. Die allergrößte Finanzierungsmöglichkeit ist die Kollekte. Die Pfarrer und Mitarbeiter werden nur durch die Kollekte bezahlt. Keine Kollekte, kein Gehalt.
(Bild wieder auf mich)
Sie merken, es ist ganz schön verflixt und es gibt wirklich viele belastende Dinge zu erzählen. Ich bin sicher, Sie haben Ihre eigene Geschichte aus Ihrem Alltag oder Ihrem Umfeld hinzuzufügen.
Der Predigttext kann uns hier vielleicht weiterhelfen. Er stammt aus dem Römerbrief, also von Paulus, der an die Gemeinde in Rom schreibt. Paulus ist pleite, saß lange im Gefängnis, wurde verfolgt, gedemütigt und musste neben seinem Predigtdienst arbeiten, um sich seinen Unterhalt zu verdienen. Hören wir, was er schreibt:
1Weil wir also aufgrund des Glaubens gerecht sind, haben wir Frieden, der auch bei Gott gilt. Das verdanken wir unserem Herrn Jesus Christus.2Durch den Glauben hat er uns den Zugang zur Gnade Gottes ermöglicht. Sie ist der Grund, auf dem wir stehen. Und wir dürfen stolz sein auf die sichere Hoffnung, zur Herrlichkeit Gottes zu gelangen.3Aber nicht nur das. Wir dürfen auch auf das stolz sein, was wir gegenwärtig erleiden müssen. Denn wir wissen: Das Leid lehrt, standhaft zu bleiben.4Die Standhaftigkeit lehrt, sich zu bewähren. Die Bewährung lehrt zu hoffen.5Aber die Hoffnung macht uns nicht zum Gespött. Denn Gott hat seine Liebe in unsere Herzen hineingegossen. Das ist durch den Heiligen Geist geschehen, den Gott uns geschenkt hat.
Sagt Paulus uns, wir können stolz sein auf unser Leiden?
Da denke ich an die Frau, „Jana aus Kassel“, nennt sie sich. Sie hat auf einer Corona-Leugner-Demo in Hannover gesagt: „Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten hier aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe und Flyer verteile.“ Zur Erinnerung: Sophie Scholl und ihr Bruder waren genau wie Jana 22 Jahre alt – aber sie wurden im Konzentrationslager von den Nazis grausam ermordet. Jana aus Kassel ist stolz, sich mit diesen mutigen Menschen in Verbindung zu bringen. Sie sieht sich als Heldin, die sich gegen die Schutzmaßnahmen der Regierung wehrt und dafür viel Gegenwind erhält – und sie brüstet sich damit.
Janas Fall hat große Bestürzung ausgelöst. Sie kam nicht weit mit ihrem Stolz. Ein Ordner der Demo kam auf sie zu, drückte ihr seine Warnweste in die Hand und sagte: „Sorry, für so einen Schwachsinn mache ich keinen Ordner mehr“. Jana erwiderte verdutzt „Wieso, ich hab doch gar nichts gemacht?“. Auch Heiko Maas, der deutsche Außenminister war empört über die Verharmlosung des Holocaust und diese junge Frau, die offenbar völlig den Blick für ihre eigene Lage verloren hatte.
Kann man stolz auf sein Leiden sein? Kann man sich der Armut oder der Anfeindung brüsten, damit werben und selbst zum Helden durch Widerstand ernennen?
Die Christen in Indien tun das nicht. Sie folgen Paulus und sagen wie er: Standhaftigkeit lehrt sich zu bewähren. Ihre Standhaftigkeit im Glauben beruht nicht auf Trotz oder Wut, sondern auf Hoffnung. Sie haben es im Grußwort des Bischofs zu Anfang gehört: Wegen Gott halten wir aus, was uns belastet. Was uns trägt, ist die Hoffnung auf Gott: Gott, der alles gemacht hat, Gott der uns ernährt, Gott der uns Liebe schenkt und Gott, der auch unsere Klage kennt und hört.
Ich glaube, es ist gefährlich, sich abzuschotten und nur noch die eigene Situation, die eigenen vier Wände, die eigene persönliche Lage wahrzunehmen. Wir brauchen den Blick nach draußen und wir brauchen auch den Blick von außen. Wir brauchen ein Gegenüber, das uns manchmal den Blick weitet oder auch den Kopf zurechtrückt. Ein solches Gegenüber kann jemand aus der Familie sein, Freunde, sogar Fernsehen – selbst jemand wie der Ordner auf der Demo in Hannover. Jana aus Kassel fing mit der Weste in der Hand an zu weinen.
Für unsere Kirche, für uns als Christen brauchen wir auch ein Gegenüber. Unsere indischen Freunde und Partner zeigen uns, wie Glaube in diesen Tagen auch sein kann. Glaube in Bedrängnis, Glaube in Armut, Glaube im Leben völliger Ungewissheit, was morgen ist - ohne staatliche Versicherung. Ein Glaube, der nicht aufgibt und festhält an der Hoffnung in Gott. Glaube, der sich bewährt.
Ich will nicht sagen, dass unsere Probleme oder Ihr Leid geringer oder nicht wichtig wäre im Vergleich zu den indischen Christen. Ich will sagen, dass sie uns zeigen können, wie Standhaftigkeit geht. Wer glaubt und hofft, kann unglaubliches vollbringen. Wer glaubt und hofft, hält fest an dem, was er hat, worauf er hofft. So jemand denkt: Okay, was geht jetzt – nicht was alles NICHT geht. So jemand behält einen klaren Kopf. Wer glaubt und hofft, sieht nicht nur sich selbst, sondern auch andere und spürt, wie gut es tut, gemeinsam zu klagen, einander Hoffnung zu geben. Und so jemand entdeckt im Gegenüber, wie es um ihn selbst bestellt ist.
Gott sagt: Behaltet eure Hoffnung. Denn ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.
Amen.
Predigt zum 2. Weihnachtstag
Predigt zum 2. Weihnachtstag Matthäus-Ev. Kap. 2, 1-12
Drei Figuren dürfen bei einer Weihnachtskrippe nicht fehlen: dass sind die drei Menschen, die aus dem fernen Osten in den Stall nach Bethlehem gekommen sind. So wird es im Matthäus-Evangelium erzählt (Matth.-Ev., Kap. 2, 1-12). Da steht zwar nicht, dass es drei waren, auch nicht, dass es Könige waren („…die Weisen…) und über deren Namen und Hautfarbe erzählt diese Geschichte schon gar nichts.
Das hat sich „die Tradition“ im Laufe der Jahre und Jahrhunderte ‚ausgedacht‘. Drei Geschenke ließen auf drei Personen schließen und Gold verschenkt ja auch nicht jeder. Also: Könige.
Gold, Weihrauch und Myrrhe haben natürlich ihre je eigene Bedeutung und Aussage. Dazu heute aber mal nichts, das lässt sich bei Interesse leicht ‚googlen‘.
In den letzten Tagen vor Heiligabend hab‘ ich an die drei Figuren aber fast jedes Mal denken müssen, wenn ich die gelben Paketautos der Post oder andere Paketdienste in unseren Straßen gesehen habe – und ich hab‘ sehr viele gesehen!
Und das ist keine selektive Wahrnehmung. Die Zahl der auszuteilenden Päckchen und Geschenke ist in der Vorweihnachtszeit bekanntermaßen schon immer hoch. Dass die nötigen Umstände wegen Corona dazu auch noch den Online-Zustelldiensten sehr große Gewinne in die Kassen spülen, haben wir ja schon alle gehört. Am z.T. gigantischen Gewinn sind die Austeiler vor Ort, die Fahrer (Haben Sie schon mal eine Frau in einem DHL, UPS, DPD, Hermes etc. gesehen?) allerdings wenig beteiligt. Bezahlungen pro Paket oder pro Stunde führen dazu, dass der Stress oft groß und Eile geboten sind und nicht selten gerade mal nur der Mindestlohn dabei herausspringt.
Bestimmt haben diese Zustelldienste auch ihren Vorteil, für mich sind sie in der Summe ein großes Ärgernis.
Auch wenn wir von den Weisen, sehr wahrscheinlich Sterndeuter, nicht viel wissen, so hatten sie wahrscheinlich bis zu ihrer Ankunft in Jerusalem wenig mit Stress, Eile oder gar Mindestlohn zu tun. Ihr Ziel war der neue König, der ‚König der Könige‘. Stressig wurde es dann wohl doch als sie bei König Herodes aufkreuzten und schnell gemerkt haben bzw. ihnen von einem Engel gesagt wurde, dass sie hier an der falschen Adresse waren. Ihre Geschenke haben sie mitgenommen und sie dem kleinen, noch völlig hilflosen und unselbständigen Jesuskind gebracht. „Sie freuten sich sehr“ – über ihren Fund, über das Geschenk, das sie bekommen haben. Die Schenker werden selber zu Beschenkten. Diejenigen, die in den letzten Tagen durch unsere Orte gelaufen sind -private, keine professionellen – und Geschenke vor die Türen gestellt haben, werden sich selbst auch gefreut haben, weil sie anderen eine Freude bereitet haben. Es hat auch mir sehr gutgetan, als wir an Heiligabend am Pflegeheim meiner Mutter die Weihnachtsgeschichte gehört haben, die unser Sohn über Lautsprecher für alle dort vorgelesen hat.
Ja, Weihnachten hat ganz direkt etwas mit dem Schenken zu tun. Es ist kein Opfer von Gott. Es ist sein Geschenk an uns, dass er mitten hinein kommt in unser Leben – zu dir, zu uns. Und das hinterlässt Spuren. Spuren in unserem Handeln, in unseren Begegnungen, in unserer Weltsicht. Gottes liebevolles Erscheinen verändert uns.
Ich hab‘ mir schon einige Male gewünscht, wir hätten noch etwas von dem Verbleib der drei Weisen gehört; wie es um die Spuren in ihrem Leben aussah, die die Begegnung in dem Stall von Bethlehem bei ihnen ausgelöst hat. Und ob das wiederum etwas im Leben von Menschen verändert hat, die ihnen begegnet sind.
Aber ich bin mir sicher, dass das geschehen ist. Dass da Spuren gelegt wurden, die neue Räume erschlossen haben, die Leben verändert haben, die die Haltung und das Verhalten gegenüber anderen neu bestimmt hat.
„Euch ist heute der Heiland geboren!“ – diese Botschaft haben die Menschen, die von weit herkamen, gehört und verstanden. Und sie werden – wenn ihr Interesse ein echtes war und ihre Suche eine ehrliche – dann werden sie die Worte vom Frieden für diese Welt gehört und verstanden haben. Und sie werden kapiert haben, dass Gottes Liebe nicht nur grenzenlos ist, sondern auch die Grenzen dieser Welt aufhebt.
Was für ein Geschenk!
Alle Geschenke, die wir uns gegenseitig zugschickt, vor die Haustür gestellt oder persönlich überreicht haben, sie haben ihren Ursprung in der geschenkten Liebe Gottes.
Umsonst – aber grenzenlos wertvoll.
Amen.
Gottesdienst zum 1. Weihnachtsfeiertag
Lied 27,1-6 Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
27:1 Lobt Gott, ihr Christen alle gleich, in seinem höchsten Thron, der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn, und schenkt uns seinen Sohn.
27:2 Er kommt aus seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein klein, er liegt dort elend, nackt und bloß in einem Krippelein, in einem Krippelein.
27:3 Er äußert sich all seiner G'walt, wird niedrig und gering und nimmt an eines Knechts Gestalt, der Schöpfer aller Ding, der Schöpfer aller Ding.
27:4 Er wechselt mit uns wunderlich: Fleisch und Blut nimmt er an und gibt uns in seins Vaters Reich die klare Gottheit dran, die klare Gottheit dran.
27:5 Er wird ein Knecht und ich ein Herr; das mag ein Wechsel sein! Wie könnt es doch sein freundlicher, das herze Jesulein, das herze Jesulein!
27:6 Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis; der Cherub steht nicht mehr dafür. Gott sei Lob, Ehr und Preis, Gott sei Lob, Ehr und Preis!
Wir sind zusammen im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes . Amen
Wir beten mit den Worten des 96. Psalms
1 Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt! 2 Singet dem HERRN und lobet seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil! 3 Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern! 4 Denn der HERR ist groß und hoch zu loben, mehr zu fürchten als alle Götter. 5 Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der HERR hat den Himmel gemacht. 6 Hoheit und Pracht sind vor ihm, Macht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum. 7 Ihr Völker, bringet dar dem HERRN, bringet dar dem HERRN Ehre und Macht! 8 Bringet dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe! 9 Betet an den HERRN in heiligem Schmuck; es fürchte ihn alle Welt! 10 Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König. Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht. 11 Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist; 12 das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; jauchzen sollen alle Bäume im Walde 13 vor dem HERRN; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.
Nun singet und seid froh,
Jauchzt alle und sagt so:
Unser Herzens Wonne
Liegt in der Krippe bloß
Und leuchtet als die Sonne
In seiner Mutter Schoß.
|: Du bist A und O. :|
Vor Gott bekennen wir
Kyrie Am Weihnachtsmorgen kommen wir zu dir, Gott. Wir folgen der Botschaft der Hirten. Wir suchen deinen Glanz. Wir suchen Freude. Frieden. Bei dir. Wir laufen und eilen. Wir werkeln und tun. Wir suchen dich. Hilf uns heute dich aufzufinden. Nimm von uns, was uns belastet und unsern Blick verdunkelt. Gott, wir bitten dich: Erbarme dich.
Jesus lädt uns ein in sein Licht. Er sagt uns: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh 8,12)
Ehre sei Gott in der Höhe
Wir beten: Gott, wir sehnen uns danach, Anteil an deinem Licht zu haben. An deiner Freude. Hilf uns, hineinzufinden in deinen Frieden. Hilf uns, deine Geburt heute neu zu begreifen. Das bitten wir dich von Mensch zu Mensch. Von du zu du. Amen.
Lesung Matthäus 2,1-12 a
Die Weisen aus dem Morgenland1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): 6 »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« 7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12 Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.
Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unseren Wegen.
Wir bekennen unseren christlichen Glauben
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Lied 37,1-4.9
37:1 Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir's wohlgefallen.
37:2 Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden.
37:3 Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne. O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht', wie schön sind deine Strahlen!
37:4 Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär
37:9 Eins aber, hoff ich, wirst du mir, mein Heiland, nicht versagen: dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen. So lass mich doch dein Kripplein sein; komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden.
Predigt
Predigt am 1. Weihnachtstag 2020
Liebe Gemeinde!
Ja, in diesem Jahr ist alles anders, Eigentlich, so fangen jetzt viele Sätze an, eigentlich, da wollten wir, da planten wir, aber nun, nun sind wir in der Regel zu Haus, keine bzw. nur sehr wenig Kontakte sind erlaubt, kein Weihnachten wie sonst. Aus Vorsicht und Rücksicht haben wir uns dazu entschlossen, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, und Angebote hier auf der Homepage und digital für sie bereitzustellen. Und vielleicht ist das ja auch die Chance aufs Neue in Kontakt mit der Geschichte zu geraten, die wir zu Weihnachten hören. Uns hineinzuversetzen in Joseph und Maria auf ihrem mühseligen Marsch hin nach Bethlehem. Vielleicht ist es die Chance die Worte der Engel „Fürchtet Euch nicht“ neu für uns selbst zu hören. Vielleicht ist es die Chance, selbst ein Stück zur Ruhe, zu kommen und nachzudenken, darüber, was der Glaube an Gott, was der Glaube an Jesus Christus, was der Glaube an den hl. Geist für uns bedeutet. Und vielleicht berühren uns die Worte „Friede auf Eden“ ganz neu. Denn wir leben in unfriedlichen Zeiten. Nicht nur Corona fordert uns, vieles unter uns und viele unter uns sind aufgeregt, aufgebracht manche auch. Viele machen sich sehr viele Sorgen um Menschen, die ihnen wichtig sind, viele wissen auch nicht, was sie denken und glauben sollen und können.
Aber dieses Fest muss gefeiert werden, es muss es geben, denn wo kämen wir denn sonst hin, wo blieben wir alle miteinander in dieser Welt, in der so wenig Glanzpunkte und so viele Probleme gibt, wo blieben wir sonst in dieser Welt, in der Fanatiker immer lauter schreien und ihre Botschaft mit Gewalt an den Mann und die Frau bringen, und vor Opfern nicht zurückschrecken, wo blieben wir ohne dieses Fest und ohne seine Botschaft in dieser Welt, in der wir so oft erschrecken vor dem, was Menschen Menschen antun können, wo wir so oft denken müssen, das darf doch nicht wahr sein. Wir brauchen dieses Fest und wir brauchen die Botschaft dieses Festes. Auch wenn wir vielleicht über die Jahre hin die Mitte verwässern und es uns schwerfällt, noch hinzuhören, wir brauchen dieses Fest und seine Botschaft: Und diese Botschaft heißt: Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Fürchtet euch nicht, auch dann, wenn euch oft genug zum Fürchten ist, dann, wenn ihr denkt, wie kann wie soll das Leben weitergehen, was wird werden, wie werde ich es schaffen, Fürchtet euch nicht, Gott schickt uns seinen Sohn. Er schickt ihn uns, damit wir sehen, wie Gott wirklich ist. Und davon erzählt das Neue Testament, von Gottes Sohn und seinem Wirken, davon, wie er sich zu Menschen hält, und in die nackte Wirklichkeit, in die kalte Welt von Zahlen und Taten, dahinein, wo sonst nur Geben und Nehmen zählt, seine Botschaft bereithält. Fürchtet euch nicht. Habt keine Angst vor dem, was kommt, habt keine Angst, dass das, was ihr tut, euch belastet auf immer, vertraut auf Gott, denn der verlässt euch nicht. Er will euch die Kraft geben, mit all dem Schweren, mit Leid und Trauer, mit dem Gefühl, nichts wert zu sein, mit der Angst, keinen Sinn im Leben zu haben oder zu finden, nicht alleinlassen. Fürchtet euch nicht, um Himmels Willen fürchtet euch nicht, denn euer Gott ist auf eurer Seite. Er kommt in Gestalt seines Sohnes, er wird geboren in dem Dreck und Mist dieser Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, er wird geboren und schon die Botschaft von seiner Geburt, die Erzählung von den Hirten, den Sterndeutern, die sich auf den Weg machen, die suchen, wie viele Menschen auf der Suche sind und dann den finden, der ihr Leben verändert und der ihnen einen Sinn schenkt. Fürchtet euch nicht. Denn euch ist heute der Heiland geboren. Als Geschenk für uns alle, das Geschenk der Liebe Gottes für alle Menschen, für die an den Hebeln der Macht wie für die Machtlosen in den Gefängnissen. Mitten hinein in die Nacht wird er geboren, in das Sternendunkel und die Finsternis kommt Gottes Sohn. So muss es sein, denn anders könnte er niemals verstehen, wie sehr uns Nacht und Dunkelheit und Aussichtslosigkeit verfolgen können. Und noch einmal in seinen dunkelsten Stunden, wird er Gott um Vergebung für uns bitten, für das, was Dunkelheit in Menschenherzen anrichten kann. Er wird Verständnis haben für all die Augenblicke und Zeiten, in denen wir keine Aussicht haben und keinen Ausweg sehen, und für all die Augenblicke, wo wir uns selbst nicht mehr kennen und im eigenen Herz nicht mehr zurechtfinden.
Kalt war es, sagt die Legende, und so muss es sein, denn anders würde er unsere Herzenskälte nicht verstehen können und wie sehr wir uns im Inneren nach Wärme und Zuwendung, nach Geliebt sein sehnen.
Und in der Gestalt eines Kindes kommt er zu uns, um uns Mut zu machen, gerade das Unfertige, das noch nicht Ausgestaltete, noch Unerwachsene als das schönste Gleichnis Gottes wahrzunehmen. In jedem Mensch und in jedem Herz ruht ein Kind und wartet darauf, ganz einfach geliebt und angenommen zu werden. So werden schon die Verse des Lukasevangeliums, die uns von der Geburt Jesu Christi erzählen, zu einem Gleichnis dessen, was uns zu Weihnachten geschenkt wird. Gott wird ein Mensch, lebt unter uns Menschen, nicht mehr fern, nicht mehr der unnahbare, unangreifbare, entfernte Gott, sondern Gott, der sich angreifbar macht, der menschliches Leid und Elend nicht von oben sieht, sondern miterlebt, miterleidet, miterduldet, und die Kraft schenken will, trotz allem Ja zum Leben zu sagen, Gott sagt Ja zu uns, durch das Kind in der Krippe, geboren in Kälte und Nacht, um uns zu Wärme und Licht zu führen, und genau- es geschieht, im tiefsten Elend, in der dunkelsten Nacht, in der kältesten Stunde erscheint die Wärme und das Licht unseres Gottes umso klarer und schenkt uns Licht und Leben
Bis heute, bis hierher und hoffentlich immer wieder aufs Neue.
Ja, wir brauchen dieses Fest, brauchen es, denn sonst wäre es um uns finster und dunkel, wir brauchen es, damit wir leben.
Amen.
Lied 55,1-3
55:1 O Bethlehem, du kleine Stadt, wie stille liegst du hier, du schläfst, und goldne Sternelein ziehn leise über dir. Doch in den dunklen Gassen das ewge Licht heut scheint für alle, die da traurig sind und die zuvor geweint.
55:2 Des Herren heilige Geburt verkündet hell der Stern, ein ewger Friede sei beschert den Menschen nah und fern; denn Christus ist geboren, und Engel halten Wacht, dieweil die Menschen schlafen die ganze dunkle Nacht.
55:3 O heilig Kind von Bethlehem, in unsre Herzen komm, wirf alle unsre Sünden fort und mach uns frei und fromm! Die Weihnachtsengel singen die frohe Botschaft hell: Komm auch zu uns und bleib bei uns, o Herr Immanuel.
Lasst uns für die Welt und für uns beten
Gott, im Licht von Weihnachten kommt uns dein Licht entgegen. Du kommst zur Welt im Stall. Du kommst zu uns. Das lässt uns singen und jubeln. Dafür danken wir dir.
Wir bitten dich: Berge uns in deinem Licht. Dein Glanz scheine in unsere Herzen. Freude soll Funken sprühen. Frieden leuchte auf!
Dein ist der Glanz, Gott. Wir bitten dich: Dein Licht dringe durch die Ritzen des Stalls. Erleuchte alle Herzen, die kühl und freudlos geworden sind.
Du bist die Freude, Gott. Wir bitten dich: Deine Freude dringe durch die Ritzen des Stalls. Erreiche alle Herzen, die in Trauer gefangen sind.
Du bist Frieden, Gott. Wir bitten dich: Dein Friede dringe durch die Ritzen des Stalls. Erreiche alle Herzen, die auf Wut und Gewalt setzen.
Vor dir denken wir an Menschen, denen wir dein Licht wünschen.
Stille
Wir beten mit den Worten, die uns Jesus Christus geschenkt hat
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Lied 44,1-3
44:1 O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!
44:2 O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit!
44:3 O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit!
Wir bitten Gott um seinen Segen
Gott segne uns und behüte uns
Gott lasse dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden.
Amen.
Gottesdienst zum 4. Advent
Lied EG 7 ,1-5
1) O Heiland, reiß die Himmel auf,
herab, herab vom Himmel lauf;
reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloss und Riegel für.
2) O Gott, ein' Tau vom Himmel gieß,
im Tau herab, o Heiland, fließ.
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
den König über Jakobs Haus.
3) O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd,
daß Berg und Tal grün alles werd.
O Erd, herfür dies Blümlein bring,
o Heiland, aus der Erden spring.
4) Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
darauf sie all ihr Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
komm, tröst uns hier im Jammertal.
5) O klare Sonn, du schöner Stern,
dich wollten wir anschauen gern;
o Sonn, geh auf, ohn deinen Schein
in Finsternis wir alle sein.
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl.Geistes.
Amen.
Lasst uns mit Worten des 102.Psalmes beten :
1 Ein Gebet für den Elenden, wenn er verzagt ist und seine Klage vor dem HERRN ausschüttet. 2 HERR, höre mein Gebet und lass mein Schreien zu dir kommen! 3 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Not, / neige deine Ohren zu mir; wenn ich dich anrufe, so erhöre mich bald! 4 Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch, und meine Gebeine sind verbrannt wie von Feuer.
7 Ich bin wie eine Eule in der Wüste, wie ein Käuzchen in zerstörten Städten. 8 Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. 12 Meine Tage sind dahin wie ein Schatten, und ich verdorre wie Gras. 13 Du aber, HERR, bleibst ewiglich und dein Name für und für. 14 Du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen; denn es ist Zeit, dass du ihm gnädig seist, und die Stunde ist gekommen –20 Denn er schaut von seiner heiligen Höhe, der HERR sieht vom Himmel auf die Erde, 21 dass er das Seufzen der Gefangenen höre und losmache die Kinder des Todes, 22 dass sie in Zion verkünden den Namen des HERRN und sein Lob in Jerusalem, 23 wenn die Völker zusammenkommen und die Königreiche, dem HERRN zu dienen.
Kommt, lasst uns Gott, den Herrn anbeten
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit
Amen.
Lasst uns beten:
Du, unser Gott, da sind wir nun, in dieser schwierigen Zeit,
Mit all dem, was uns bewegt,
worüber wir besorgt sind,
was wir fürchten,
mit all, dem, was in uns ist,
wir kommen zusammen – heute morgen-und müssen doch Distanz halten.
Du distanzierst dich nicht von uns,
Du hörst uns zu,
Du bist für uns da.
Heute, in diesem Gottesdienst, und auch in all den anderen Tagen, die uns gegeben sind.
Wir sind nicht allein.
Du bist bei uns.
Amen.
Lesung: Lukas 1,26-38
26 Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, 27 zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. 28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! 29 Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, 33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. 34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. 37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.
Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg.
Hallelujah
Wir bekennen gemeinsam unseren christlichen Glauben
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen
Lied 11,1-4
1) Wie soll ich dich empfangen / und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen, / o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze / mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze, / mir kund und wissend sei.
2) Dein Zion streut dir Palmen / und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen / ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen / in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen, / so gut es kann und weiß.
3) Was hast du unterlassen / zu meinem Trost und Freud,
als Leib und Seele saßen / in ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen, / da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen / und hast mich froh gemacht.
4) Ich lag in schweren Banden, / du kommst und machst mich los;
ich stand in Spott und Schanden, / du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren / und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht läßt verzehren, / wie irdisch Reichtum tut.
Predigt Philipper 4,4-7
Predigt am 4. Advent 2020
Text Philipper 4, 4-7
Liebe Gemeinde!
In wenigen Tagen beginnt das Fest, das wir anlässlich der Geburt Jesu Christi feiern, und eigentlich, da wären wir unterwegs, träfen Freunde und Bekannte, gingen auf Weihnachtsmärkte und Weihnachtsfeiern, sorgten vielleicht für die Gäste, die wir eingeladen haben, machten Pläne für Besuche. Aber in diesem merkwürdigen Jahr ist alles anders, Distanz ist angesagt, wir tragen Masken und sorgen so auch ein Stück dafür, dass wir hoffentlich be-und geschützt sind, Viele Menschen sind in großer Sorge und Angst um die Menschen, mit denen sie verbunden sind, viele haben große Angst vor der Zukunft, was wird werden mit meiner Gesundheit, meiner Arbeit, meiner Familie, mit dem Menschen, mit ich lebe. Und in dieser Situation feiern wir heute Gottesdienst am 4. Advent.
Ich möchte uns, vier Tage vor dem Fest, mit dem Grund des Festes in Berührung bringen. Und Ihnen- hoffentlich, so etwas wie eine Einstimmung in die Weihnachtstage mitgeben. Ich bin davon überzeugt, dass in dieser Zeit ein merkwürdiger Geist durch die Lande geht und die meisten von uns in seinen Bann zieht. Und selbst die Menschen, die von sich selbst sagen, dass sie an nichts und niemand glauben- und manchmal auch nicht an sich selbst, werden von dieser Zeit in den Bann gezogen. Diese Zeit hat etwas Besonderes, und etwas Besonderes und besondere Atmosphäre geht von dieser Zeit aus. Wir Erwachsenen erinnern uns vielleicht, an die Zeit, als wir Kinder waren, erwartungsvoll auf die Geschenke hoffend, und wie schön es war, wenn man die Adventstage miteinander verbrachte, Zeit hatte, alles einen Ticken ruhiger ging. Als Jugendlicher entzog man sich dem manchmal, weil man glaubte, alles und jedes entlarven zu müssen, den falschen Schein und das Falsche abreißen müsste. Als Erwachsener, selbst Eltern geworden, war es dann doch besonders und schön, für die Kinder ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten, Geschenke zu besorgen, gemeinsam den Tannenbaum zu schmücken. An was erinnern wir uns, denken wir an vergangene Advents-und Weihnachtstage. Sicher auch an manche schweren, wenn das erste Mal gefeiert wurde, ohne den Opa oder die Oma, den Ehemann, die Ehefrau, den Menschen, der eigentlich dazugehörte. Oder weil Krankheit nach einem griff und völlig unklar war, was werden sollte. Welche Erinnerungen kommen da in ihnen hoch. Unser heutiger Predigttext, liebe Gemeinde, hat es auch mit der Freude zu tun. Wir hören Phil 4,4-7
4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.
Als Paulus diese Zeilen schreibt, ist er im Gefängnis, er ahnt, dass seine Gegner mit ihm wohl kurzen Prozess machen werden. Er ist in Gefahr, in Todesgefahr. Und vielleicht sieht er sein Leben an sich vorüberziehen, sieht die Menschen, die ihm wichtig waren, vor seinem geistigen Auge noch einmal. Er weiß nicht, was werden wird, ob sein Leben überhaupt weitergeht. Leid, Angst und Not sitzen ihm im Nacken. Und er überlegt, überlegt, was ihm Kraft gibt, Hilfe, Hoffnung und Zuversicht, Er, der von einem Christenverfolger zu einem wurde, der Christus verkündigt, er, der sicher auch durch manche Anfechtung musste, er weiß am Ende nur noch, was ihm bleibt, wenn alles zerbricht, die Liebe und die Zuwendung Gottes, die auch dann sich durchzieht, wenn Grenzen kommen, alles anders wird, wenn die Gefahr kommt, die Gefahr für Leib und Leben. Auch dann noch, oder vielleicht gerade dann weiß er, dass Gott und seine Liebe ihm bleiben, in aller Angefochtenheit und in aller Gefahr. Und diese Erfahrung lässt ihn diese Zeilen schreiben. Freut euch in dem Herrn allewege und abermals sage ich freuet euch, der Herr ist nahe. Eure Güte lasst kund sein allen Menschen, der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden.
Er nimmt die Kraft zu diesen Worten aus der Gewissheit Der Herr ist nahe. Auch dann, wenn mein Leben von Finsternis überschattet ist, auch wenn ich im Gefängnis sitze, der Herr ist nahe. Er ist als Mensch geboren worden in einem kleinen Stall. Dort, wo sein Leben auf dieser Erde beginnt, ist nichts zu spüren von Glanz und Gloria. Dort, wo sein Leben beginnt, ist das Leben wirklich. Und es sind nicht die Großen und Mächtigen, denen die Worte der Engel zuerst gesagt sind. Es sind einfache Menschen, Hirten, die es zuerst hören dürfen, und es sind die einfachen Menschen, denen er immer wieder begegnet und die Botschaft von Gottes Liebe zu allen Geschöpfen bringt. Und mit diesem Gott kann er reden, in seiner Gefängniszelle und wo immer er auch ist. Und er weiß: Der Herr ist nahe.
Wir begehen heute den 4. Advent, noch vier Tage bis zum Fest der Feste. Und es ist gut, wenn wir uns daran erinnern, dass es dabei nicht nur um Geschenke und Essen und Trinken geht. Es gut uns gut, wenn wir uns an den Ursprung erinnern, an Jesus von Nazareth, seine Worte und Taten, die auch uns begleiten und guttun sollen. Der Herr ist nahe. Paulus hat das für sich erlebt. Und seitdem unendlich viele Menschen an unendlich vielen Orten dieser Erde, dass sie nicht allein und verlassen sind, auch wenn vieles zerbricht und sich viele Wünsche nicht einstellen. Eines bleibt uns, der Grund unserer Freude, der unter uns Menschen geborene Sohn Gottes, der unsere Wege bis zum letzten Weg geteilt hat, der gestorben ist durch menschliche Übermut und den selbst der Tod nicht halten kann. Und der uns zusagt, dass seine Liebe ist und war und bleiben wird, heute und alle Zeit und deshalb diese Worte und diese Überzeugung
4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.
Amen
Lied: 8,1-6
1) Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein' höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.
2) Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.
3) Der Anker haft' auf Erden,
da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.
4) Zu Bethlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren;
gelobet muß es sein.
5) Und wer dies Kind mit Freuden
umfangen, küssen will,
muß vorher mit ihm leiden
groß Pein und Marter viel,
6) danach mit ihm auch sterben
und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben,
wie an ihm ist geschehn.
Lasst uns Fürbitte halten und das Vater unser beten
Großer Gott, unterwegs zu uns.
Sei voll Gnaden mit denen,
die schwer beladen auf den Heiligen Abend zugehen,
weil Sorgen auf ihren Schultern lasten,
weil Kummer und Harm ihnen das Herz schwer machen.
Sei voll Gnaden mit denen,
die an Körper und Seele leiden.
Großer Gott, unterwegs zu uns.
Sei voll Gnaden mit denen, die um einen geliebten Menschen trauern.:
Lass sie in die Weite deiner Seligkeit hinein segeln.
Lass sie ankommen und Anker werfen im Land des ewigen Lebens.
Großer Gott, unterwegs zu uns.
Sei voll Gnaden mit uns,
die wir bis ans höchste Bord geladen sind mit Hoffnung.
Hoffnung für unser Leben und für unser Miteinander.
Hoffnung für unsere Welt im Großen wie im Kleinen.
Sei du unser Segel der Liebe hier,
jetzt und in Ewigkeit.
Wir beten einen Moment in der Stille
Wir beten mit den Worten, die uns Jesus Christus geschenkt hat.
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Wir bitten Gott um seinen Segen
Gott segne uns und behüte uns
Gott lasse dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden.
Amen.
Ihnen allen einen gesegneten 4. Advent
Günter Schäfer, Pfr.